Zuhören, Verstehen, Annehmen, Verändern
- alexandra1wasmeier
- 2. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Ich spüre, dass mein Pferd mir was sagen will. Mir etwas mitteilen möchte. Nur was?
Beim eigenen Pferd ist es oft sehr schwierig, es selbst zu „lesen“. Das liegt zum einen daran, dass wir oft aus Angst nicht genau hinschauen wollen. Oder aber auch nicht können, weil der Mensch zu oft seine eigenen Bedürfnisse, Gefühle oder Signale seines Körpers verdrängt hat und sie deshalb nicht mehr wahrnehmen kann. Es braucht manchmal einen kleinen Schubs von außen – ein zufälliges Gespräch, ein Buch, ein Video, etc. – um im Inneren eine Antwort zu finden.

Ich selbst durfte erst vor kurzem wieder etwas von meinem Pferd lernen. Immer wenn ich ihn von der Koppel holen wollte oder spazieren ging, blieb er nach wenigen Metern stehen und blickte von mir weg. Zuerst dachte ich, er hat vielleicht was gehört oder braucht beim Bergaufgehen eine Pause. Aber er bliebt einfach immer wieder stehen. Mich machte das zum Schluss sehr wütend, da so ein Spaziergang sehr lange dauern kann, wenn man alle paar Meter stehen bleibt und ich einfach nicht wusste warum. Eines Tages, wir waren kaum ein paar hundert Meter vom Stall entfernt, schrie ich ihn an: „Warum zur Hölle bleibst du immer stehen. Da hat man schon mal zwei Stunden Zeit und möchte einen entspannten Spaziergang machen und dann ist er alles andere als entspannend.“ Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen taten sie mir leid. Kann ja mein Pferd nichts dafür, wenn ich immer nur so wenig Zeit habe. Und auf einmal wusste ich, was er mir mit seinem Verhalten sagen wollte. Ich sollte einfach öfter innehalten. Stehen bleiben und nicht so durchs Leben rennen. Stehen bleiben und im Hier und Jetzt leben. Genießen. Durchatmen. Mich erden.
Dass ich richtig lag, zeigte er mir durch sein Abschnauben und Abkauen. Ich versuche jetzt mehr mit Achtsamkeit durchs Leben zu gehen. Natürlich klappt das nicht von jetzt auf gleich. Aber der Anfang ist gemacht. Und mein Pferd bleibt auch nicht mehr so oft stehen.
Als kleinen Denkanstoß möchte ich gerne ein paar Gedanken aufgrund eigener Erfahrungen aber auch von Kunden aufführen:
- Mein Pferd geht seit einiger Zeit sehr steif. Bin ich selbst im Hier und Jetzt gefangen und komme nicht weiter in meinem Leben? Wäre es Zeit beruflich oder privat etwas zu verändern, aber ich trete auf der Stelle?
- Mein Pferd ist mir gegenüber sehr aggressiv. Zeigt sich bei mir selbst eine unterdrückte Wut? Ärgere ich mich über Kollegen oder Personen in meinem näheren Umfeld und traue mich nicht, mich zu wehren?
- Mein Pferd rennt mich dauernd um und ist sehr aufdringlich. Lasse ich es selbst zu, dass andere meine Grenzen überschreiten können? Weiß ich, wo meine Grenzen sind, und wahre sie?
- Mein Pferd hat ständig Husten und Probleme mit den Atemwegen. Die Lunge steht in der TCM für Trauer und Besorgtheit. Trage ich selbst große Trauer mit mir mit? Sorge ich mich oft um jemanden oder etwas?
- Mein Pferd rennt immer vor mir weg und lässt sich nicht einfangen. Vor was laufe ich selbst im Leben davon? Stelle ich mich meinen Ängsten und Themen?
- Mein Pferd hat Probleme mit dem Stoffwechsel und der Leber. Wäre es an der Zeit, meinen Körper selbst zu entgiften? Ernähre ich mich gesund oder schlage ich zu oft über die Stränge?
- Mein Pferd ist ständig krank. Von einer Krankheit in die Nächste. Eine Verletzung nach der anderen. Möchte ich mich im Unterbewusstsein immer um jemanden kümmern? Hätte ich sonst eine andere Lebensaufgabe oder einen anderen Lebensinhalt, der mich erfüllt?
Hinweis: Körperliche Lahmheiten und sonstige Auffälligkeiten immer tierärztlich abklären lassen. Die oben aufgeführten Punkte sollen nur zum Nachdenken anregen, da die jeweiligen Situationen und Konstellationen von Pferd und Mensch individuell zu betrachten sind.





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